Der Weg zur Ausstellung


Auf der folgenden Seite möchte ich Euch einen Einblick geben, wie und vor allem zu welchem Zeitpunkt man welche Vorbereitungen trifft, um erfolgreich auf einer Geflügelausstellung vertreten zu sein. Des Weiteren müssen einige Voraussetzungen erfüllt werden, um überhaupt ausstellen zu dürfen.
Natürlich kann man das nicht 1 zu 1 genauso umsetzen. Es ist alles von vielen kleinen Faktoren abhängig, aber einen groben Richtwert kann ich vorgeben.

Nach Corona konnten im Jahr 2022 die Rassegeflügelausstellungen wieder stattfinden. Zum Teil muss man jetzt leider sagen, da einige Ausstellungen aufgrund von des auftretenden Vogelgrippe abgesagt wurden. Das ist natürlich für einen Ausstellungszüchter der Worst Case. 

Kommen wir jetzt zu der zeitlichen Gliederung, den Vorbereitungen sowie den Voraussetzungen an Beispiel meiner Sundheimer bei der 124. Landesverbandsausstellung der Rassegeflügelzüchter Berlin Brandenburg in Paaren/Glien : 


  1. Man muss sich entscheiden auf welche Ausstellung man seine Tiere präsentieren möchte. Wenn Ihr erst mal "klein" anfangen wollt, erkundigt Euch nach einer Verbands- oder Kreisschau.
    Diese werden meist von den ortsansässigen Geflügelzuchtvereinen durchgeführt. Alternativ könnt Ihr Eure Tiere auch auf Landes- oder Bundesschauen melden. Dann wird aber der Anfahrtsweg etwas länger.
  2. Wenn Ihr Euch entschieden habt wann und wo Ihr Ausstellen möchtet, gilt es sich um die Eltern der Hauptakteure zu kümmern. Sprich, Ihr müsst den Stamm zusammen stellen. Bei Sundheimern arbeite ich mit einer Größe von 1.6 bei einem jungen Hahn können es auch 1.8 werden. (Befruchtungsrate kann mit einer Probebrut gut bestimmt werden.) 
    Hier muss man abwägen, der Hahn muss alle Hennen ausreichend treten können um eine hohe Befruchtungsrate zu gewährleisten, aber es dürfen zum anderen auch nicht zu wenig Hennen sein, da diese uns die Bruteier liefern. Wenn es zum Tag X, wenn wir einlegen wollen zu wenig sind, haben wir ein paar Wochen später nicht genügend Auswahl an Tieren.
  3. Von der Qualität der Gene hängt die nächste Generation ab. Was aber nicht heißen soll, dass wenn man einen vorzüglich Bewerteten Hahn mit einer vorzüglich bewerteten Henne zusammensetzt automatisch nur vorzügliche Küken schlüpfen. So leicht ist es leider nicht. Wenn Ihr Euch nicht sicher seid, dann lasst Euch von "Alten Hasen" im Verein helfen oder fahrt mit Euren Tieren zu sogenannten Tierbesprechungen, welche von Sondervereinen der jeweiligen Rasse angeboten werden.
    Ein weiser Züchter sagte mal: "Ein Tier muss man zur Bewertung in der Hand haben!" Daher vorsichtig bei Bewertungen die aufgrund von Fotos gemacht werden. Auch sind die Bewertungen im Internet mit Vorsicht zu genießen. Es gab schon einige hv. Hähne die im Internet zuvor zerredet worden sind und angeblich nur für die Tiefkühltruhe taugen. Mit der Zeit lernt man das aber. 
    Auch muss man noch einmal deutlich sagen, dass hier nur nach Aussehen ausgesucht wird. Da kann der Charakter noch so toll sein, M-Zacke ist M-Zacke und nicht für die Zucht geeignet. Es ist und bleibt ein Schönheitswettbewerb.
  4. Thema Verein: Ihr müsst Mitglied in einen Geflügelzüchterverein sein. Das bring mächtig viele Vorteile. Zum einen die Kommunikation zwischen den Vereinsmitgliedern. Da lernt man eine Menge über Hühner und bekommt viele Anregungen und Tipps. Auch sind die meisten Vereinsmitglieder sehr hilfsbereit, wenn es zum Beispiel mal darum geht Futter zu besorgen. Nicht umsonst gibt es ja den Spruch:" Im Duzend billiger!" Zum Anderen ist man dann auch dazu berechtig, sich Bundesringe bei dem 0rtsansässigen Ringwart beim Bundesverband zu bestellen.
  5. Wenn der Stamm zusammengestellt ist, geht es an die Planung der Brut. Meiner Meinung nach sollten die Tiere gerade so geschlechtsreif sein, wenn sie ausgestellt werden. Bei Sundheimern ist das ab der 26. Woche. Bei Brahmas hingegen sind das schon um die 40 bis 44 Wochen. Also weitaus länger.
    Sagen wir also die Tiere sollen 34  Wochen alt sein, wenn sie präsentiert werden sollen.
    Gehen wir von einer Ausstellung Mitte November aus, also KW 46, so müssen die Küken in KW 12 sprich Mitte April schlüpfen.
    Einige Züchter fahren die Strategie, dass sie sich die Ausstellungstiere aus 2 Bruten ziehen. Aus der ersten Brut die Hähne und 4 Wochen später aus der 2. Brut die Hennen. Wir bleiben bei unserem Beispiel aber erst einmal bei einer Brut.
  6. Wir möchten im KW12 mit Nachwuchs aufwarten können. Das bedeuten wir müssen im KW09, also Anfang März, die Bruteier in den Automaten legen. 
    Es wurden natürlich nur die besten, formschönsten Bruteier ausgesucht. Auf das Mindestbruteigewicht habt Ihr selbstredend auch geachtet. Bei Sundheimern liegt dieses bei 55g.
  7. Wenn wir in KW12 dann in der Aufzuchtbox lauter kleine gelbe Federbälle rumflitzen haben, sind wir schon einmal ein großes Stück weiter. Hier wird dann das erste Mal eine Sortierung vorgenommen. Alles was erkennbar nicht dem Rassestandard entspricht wird aussortiert. Diese Tiere können entweder für die Legetruppe mit aufgezogen werden oder man gibt sie an Hobbyhalter ab.
  8. Ihr müsste Euch entscheiden, ob Ihr Eure Küken gegen Marek impfen lassen wollt. Dieses kann nur in der ersten Woche geschehen. Als erste Anlaufstelle für Berlin und Brandenburg kann ich hier das Institut für Geflügelkrankheiten nennen. Eventuell muss die Brut um ein paar Tage verschoben werden, damit es mit dem Termin im Institut passt.
  9. In der kommenden Zeit bestellt Ihr bei Eurem Ringwart die entsprechende Anzahl an Hahn und Hennenringen. Bei den Sundheimern trägt der Hahn Ringgröße 22 und die Henne 20er. Diese Kosten um die 30 Cent.
  10. Jetzt gilt es die Tiere im Prinzip die Tiere artgerecht groß zuziehen.
  11. Wenn die Tiere nach 10 bis 12 Wochen eine Größe erreicht haben, gilt es die Tiere zu beringen. Eine Regel an welches Bein und wie rum der Ring aufgezogen werden muss, gibt es nicht. Man kann es an dieser Stelle dem Preisrichter nur etwas einfacher machen und die Ring so aufziehen, dass wenn er das Tier bewertet und die Ringnummer ablesen möchte, diese gut lesbar in der richtigen Richtung liegt. Sprich, wenn das Tier auf seinen beiden Beinen steht, der Ring verkehrt herum zu lesen ist.
    Solltet Ihr Euch nicht sicher sein, ob Ihr ein kleines Hähnchen oder ein Hühnchen beringt, dann bering lieber doppelt und kneift bei eindeutiger Geschlechterbestimmung einfach den falschen Ring ab.
  12. Überprüft noch einer gewissen Zeit, ob der Ring bei den Hähne über den wachsenden Spornen liegt. Wenn der Ring bei der Bewertung unter dem Sporn liegt gibt es Punktabzug.
  13. Einige Züchter trennen die Hähne von den Hennen nach 12 Wochen. Damit bringt man etwas Ruhe in die Gruppen. Wenn man nicht so viel Platz zur Verfügung hat sollte man recht bald die Kandidaten, welche nicht für die Ausstellung geeignet sind, aussortieren. 
    Bei vielen Hähnen ist immer die Gefahr, dass bei Rangkämpfen ein "Unfall" passiert und aus einem hübschen Hahn ein Hahn mit eingerissenem Kamm wird, den wir dann nicht mehr ausstellen können.
  14. Jeder Veranstalter einer Rassegeflügelausstellung gibt meist auf seiner Internetseite bekannt, wann die Meldung erfolgt sein muss. Er kann dann genau planen wie viele Käfige und alles was zu einer Ausstellung gehört er vorhalten muss.
    In der Meldung werden neben Euren persönlichen Daten auch die Anzahl, Rasse und Farbschlag der Tiere die Ihr meldet angeben.
    Ihr benötigt auch die Registernummer von Veterinäramt.  Dann muss nur noch das Startgeld überwiesen werden. Dieses setzt sich auf einer Anmeldegebühr, Käfiggebühr pro Tier und meist den Pflichtkatalog zusammen. Ihr könnt, wenn Ihr wollt, auch noch einen Geldpreis (Ehrenpreis) stiften. Das Geld bekommt dann ein Züchter in der von Euch bestimmten Kategorie und Ihr werdet als Spender im Ausstellungskatalog genannt. Mehr zum Thema Ausstellungskatalog in dazugehörigen Artikel.
  15. Man kann mit seinen Tieren die man für die Ausstellung ausgewählt hat noch sogenanntes Käfigtraining machen. Das dient dazu, die Tiere an die Situation in den Käfigen zu gewöhnen. Dann sind sie entspannter wenn es ernst wird und einige Hundert oder sogar Tausend Personen an ihnen vorbeilaufen.
  16. Wenn alles gemeldet und bezahlt ist bekommt Ihr einige Wochen vor der Ausstellung Post mit folgendem Inhalt:
    Anschreiben - selbsterklärend
    B-Bogen -  Dort sind Eure Tiere aufgelistet und die Käfignummern in denen die Tiere am Tag der Einlieferung von Euch gesetzt werden müssen. Auf diesen Bogen müssen die Ringnummern eingetragen werden.
    Kataloggutschein - mit diesem könnt Ihr Euch einen Ausstellungskatalog abholen.
    Tierärztliche Bescheinigung - In dieser müssen zweierlei Dinge von Eurem Tierarzt bescheinigt werden. Zum einen, dass Euer Bestand in einen gewissen Zeitraum vor der Ausstellung gegen die Newcastle Krankheit geimpft wurde und das ein Tierarzt 5 Tage vor der Ausstellung die Tiere begutachtet hat. 
  17. Dann wird es langsam spannend und die Tiere müssen für die Ausstellung vorbereitet werden. Wie weit man es treibt, bleibt jedem selber überlassen. Manche Züchter baden ihrer Tiere. Ich persönlich säubere sie und reinige mit einer Zahnbürste die Ständer. Sodass sie ein schönes Gesamtbild abgeben. Ab diesem Zeitpunkt werden sie auch separiert und kommen nicht mehr in den Auslauf wo sie sich mit Erde dreckig machen können.
  18. Am Tag der Einlieferung werden die Tiere sicher in Transportkisten gepackt und zur Einlieferungsstelle der Rassegeflügelausstellung verbracht. Dort muss auch der obere Teil des B-Bogens und die tierärztliche Bescheinigung abgegeben werden. Das passiert meist an einem Donnerstag wenn am Wochenende die Ausstellung ist. Am Freitag haben dann die Preisrichter Zeit, die Tiere zu richten.
  19. Dann müsst Ihr Eure Tiere in die Käfige setzen. Jetzt gilt es abzuwarten.
  20. Am Eröffnungstag könnt Ihr dann Eure Tiere besuchen und schauen wie sie bewertet wurden. Die Bewertung steht zum ersten im Ausstellungskatalog (mehr dazu in einem weiteren Artikel) und zum zweiten auf der Bewertungskarte am Käfig.
    Auf der Bewertungskarte stehen alle Informationen zum Tier und der Bewertung. Der Preisrichter notiert die Vorzüge - seine Wünsche - aber auch Fehler und Mängel am Tier.
    Auf den besagten Medien ist auch vermerkt, ob Ihr einen Preis gewonnen habt. Diesen bekommt Ihr an der Preisausgabestellen. Die Preise sind Geldpreise sowie Sachpreise wie Wimpel, Krüge, Teller oder zum Beispiel Bücher. Auch stiften Sponsoren Sachpreise, die dann an Züchter ausgeschüttet werden.
  21. Am letzten Tag der Ausstellung können die Tiere ab einer bestimmten Uhrzeit wieder abgeholt werden. Ihr könnt die Bewertungskarten mitnehmen. Beim Verlassen der Ausstellung gebt Ihr den zweiten Teil des B-Bogens wieder ab und könnt mit Euren Tieren die Heimreise als Ausstellungszüchter antreten.

Sollte Eurer Meinung nach etwas ergänzt werden, könnt Ihr mir gerne eine Mail schreiben oder über das Kontaktformular Verbindung mit mir aufnehmen.


So sieht es aus, wenn ich die Tiere für die Ausstellung vorbereite. Jeder Züchter hat an diese Stelle seine eigenen Geheimnisse, welche es zu ergründen gilt...